Eritrea

Nefasit und Arborobue

Ausgangslage
Ein Land wie Eritrea, das ständig mit Wassermangel zu kämpfen hat, ist aufgeschlossen für alles, was eine Verbesserung der Wasserversorgung verspricht. Die Idee, aus Nebel sauberes Wasser zu gewinnen, war in Eritrea nicht bekannt, erschien aber realistisch, als unsere Testkollektoren im Hochland der Maakelregion zwischen 2005 und 2006 überraschend gute Ergebnisse lieferten. Der Staat hat das große Potenzial dieser einfachen Technologie erkannt. Er ist überzeugt, dass mit dieser Methode die Trinkwasserversorgung in der gesamten Maakel-Region und in den angrenzenden nebelreichen Gebieten in der Zoba Debub wesentlich verbessert werden kann. Darüber hinaus sieht auch das Umweltministerium darin eine gute Möglichkeit, erfolgreich Aufforstungsprojekte zu verwirklichen. Bislang überleben nur 30 Prozent der Jungpflanzen den Trockenstress in Eritrea.

Wie man Wasser aus Nebel gewinnt
Das Prinzip ist denkbar einfach: Es gibt Regionen auf der Erde, in denen aufgrund der geografischen Situation in vielen Monaten des Jahres zwar kein Regen fällt, es aber zu hohen Nebelaufkommen kommt. So auch in Eritrea, wo die im Landesinneren erwärmte Luft nach oben steigt und die über dem Roten Meer gebildete feuchte Luft ansaugt. Von Oktober bis März entsteht dann dichter Nebel über der zwischen 1.700 und 2.500 Metern gelegenen Maakel-Region. Die Nebelnetze müssen exakt im 90-Grad-Winkel zum Wind aufgestellt werden, damit sie dem Nebel bis zu 50 Prozent seiner Feuchtigkeit entnehmen können. Auf ihrem Gewebe aus unzähligen Dreiecken lagern sich die kleinen Tautröpfchen ab und verbinden sich zu immer größeren Tropfen. Der Größte bildet sich an der unteren Spitze des Dreiecks und tropft in die Auffangrinne. Das so gesammelte Wasser wird über Rohre in einen Sedimentationstank geführt, und von dort in die 3.000 Liter fassenden Wassertanks geleitet.

Planung und Durchführung
Zwei Ortschaften, beide über 2.000 Meter hoch gelegen, wurden ausgesucht, um dort die ersten 20 großen Nebelkollektoren aufzustellen: Nefasit und Arborobue. Hierfür sind im Januar 2007 drei Mitarbeiter unseres Projektpartners FogQuest aus Chile und Kanada nach Eritrea gereist, um während ihres achtwöchigen Aufenthaltes 10 Nebelnetze für die Schule in Nefasit aufzustellen. Während dieser Zeit wurde Vision Eritrea, unser damaliger Partner vor Ort, mit der Technik vertraut und konnte in den folgenden Monaten 10 weitere Kollektoren für das Dorf Arborobue errichten. 
Bevor am 7. und 8. August 2007 die beiden Anlagen den Gemeindeverwaltungen übergeben wurden, mussten noch die Leitungen verlegt, die Tanks aufgestellt und die Zapfstellen mit je 8 Wasserhähnen gebaut und eingezäunt werden. Jede Ortschaft hat ein Wasserkomitee gegründet, das für die Instandhaltung der Anlagen verantwortlich ist.

Ergebnis
Die Trinkwasserausbeute der zwanzig 36 Quadratmeter großen Nebelfänger liegt bei etwa 3.400 Litern pro Tag und Netz. Die während der achtmonatigen Nebel- und Regenzeit gesammelten 800.000 Liter versorgen die 1.100 Kinder der Debre-Bizen Elementary, Junior und Senior Schule in Nefasit sowie 120 Familien und die Schule in dem Dorf Arborobue mit sauberem Wasser.

Veränderung und Verbesserungen 
Im Dezember 2008 wurden Veränderungen und Verbesserungen an den Nebelkollektoren in Arborobue vorgenommen, um sie den dortigen Verhältnissen, insbesondere den Windgeschwindigkeiten anzupassen. Sie dienen jetzt als Vorzeigeprojekt für ganz Eritrea. 
Zudem werden Überlegungen angestellt, die Produktionskosten für die Kollektoren zu reduzieren. Die notwendigen Materialien sollen im Land beschafft werden. Die teuren, importierten Stahlrohre, an denen die Netze befestigt sind, sollen zum Beispiel durch Holzpfähle aus heimischem Eukalyptuspfählen ersetzt werden. 
Mit dem Bürgermeister der Landeshauptstadt Asmara, der zugleich auch der Gouverneur der nebelreichen Maakel-Region ist, wurde vereinbart, dass künftig seine Landesregierung für die Wartung der Anlagen in Arborobue verantwortlich ist. Weitere Nebelprojekte werden wir mit ihr planen und durchführen.

Ausblick
Mehrere hunderttausend Menschen könnten in diesem 500 Kilometer langen und bis 2.500 Meter hohen Hochland auf diese Weise mit sauberem Wasser versorgt werden. Die Frauen und Mädchen bräuchten nicht mehr die oft beschwerlichen Wege in die Täler zurücklegen, um Wasser für ihre Familien zu holen.

Kosten
Die Gesamtausgaben für das Projekt lagen bei 77.000 Euro, darin sind auch die Reise- und Aufenthaltskosten für die Fachleute von FogQuest enthalten, die aus Chile und Kanada anreisen mussten. 
Finanziert wurde das Vorhaben durch private Spenden und größere Zuwendungen der Stiftung „Wasser für die Welt“ sowie der Münchener Rück Stiftung.

Partner
Die Regierung der Zoba Maakel mit den zugehörigen Kommunen und die kanadische Nichtregierungsorganisation „FogQuest“

Ansprechpartner
Dr. Herbert Hruschka
E-Mail: h.hruschka@wasserstiftung.de
Ernst Frost
E-Mail: e.frost@wasserstifung.de

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